Ich sitze hier, Totenstille. Um mich herum ist es so ruhig, ich befürchte jemand könnte meine Gedanken hören. Denn sie sind laut und wild. Brüllen mich an, das Ergebnis stehe fest. Ich sehe nur ihr Bild vor mir. Vor mir und von uns. Von uns? Brüllt es mich an.
Draußen hat es 35° C. Die Sonne scheint, die Menschen sehen glücklich aus. Es ist so hell, dass meine Augen schmerzen. Als Schutz vor dieser hellen, freundlichen, mir als ein Jahrmarkt erbuntet scheinenden Welt stecke ich mir Kopfhörer in die Ohren. Hier kann ich für mich sein, unter all den Menschen. Es ist eine Abgeschiedenheit, die mich zu ihr driften lässt. Wieder zurück. Wo ist sie jetzt? Was tut sie gerade? Denkst sie an mich und warum nicht?
Um den Wall höher zu bauen, erhöhe ich auf die maximale Lautstärke. In der Hoffnung die Stimme der Kopfhörer vermag die Stimme in meinem Kopf zu übertönen. Es ist dieser Song, der meine Aufmerksamkeit an sie bindet. Dank ihr glaube ich an Engel, nicht an solche mit Flügeln, nein nicht solche mit einem Heiligenschein, sondern an jene bei denen man sich heimisch fühlt.
Fantasien drängen sich vor mein Auge, ich sehe sie, sehe uns. Wir laufen übers Wasser, träumen auf uns Wolken. Wir sind nicht aufzuhalten, gehen immer weiter, ohne Ziel – doch das brauchen wir nicht. Wir sind das Ziel.
Auf meiner Haut steht der Schweiß, in Gedanken bin ich bei ihr, wir sind uns nahe, ich sehe sie, kann sie fast spüren, fast riechen. Ihr Gesicht kommt näher und mit ihm ihre Lippen, ganz nah auf meine. Schweißtropfen kullern von meiner Haut, weichen vielen kleinen Hügeln auf meinen Armen. Es zittert mich, ich blick und sehe die Sonne. In genau dem Moment in dem geblendet der hellen Strahlen ich die Realität verliere, blicke ich erneut auf. Schaue mich um, hat jemand meine Gedanken gehört? Alle sitzen ruhig und konzentriert und abwesend an ihren Tischen. Lehnen über ihren Büchern und Computern.
Glück gehabt, aus dem Fenster zu meiner Seite sehe ich die Sonne sinken, doch eine Neue geht auf – ich stelle das Schreiben ein und sehe sie. Sie steht vor mir. Lächelnd.
1 Kommentar:
einfach wunderschön
Kommentar veröffentlichen