Donnerstag, 22. Oktober 2009

Des Glückes Glück

"Es geht nicht darum, dass du glücklich bist. ICH will glücklich sein."
Das Zitat stammt von einem Verliebten, im Streit geäußert gegenüber seiner Partnerin. Wenige - denke ich - sagen es, aber im Kern geht es immer darum. Es geht um das Glück, im Leben sowieso, aber in der Liebe und der Beziehung noch mehr. Man möchte glücklich sein. Ich denke es ist auch eine richtige Einstellung, biologisch wie menschlich. Dem Mensch liegt in seiner Biologie als Lebewesen Egoismus näher als Altruismus.
Doch ich denke es gibt eine Ausnahme. Ich bin fester Anhänger der Theorie, dass egal wie viele Partner man in seinem Leben hatte, wie viele Menschen man kennt, was man unternimmt, völlig egal. Dort draußen ist irgendwo das eine Gegenstück. Davon gibt es genau eines. Nicht mehr, vielleicht weniger. Vielleicht gibt es Menschen die kein Gegenstück haben, ja, aber ich denke mehr als den einen Partner im Positiven gibt es nicht. Ob der nun aus der gleichen Nachbarschaft, dem gleichen Ort, dem gleichen Land, gar dem gleichen Kontinent kommt ist fraglich. Ich überlege manchmal, dass es Unsinn ist "Ausschau zu halten" nach der Einen. Denn wer sagt mir, dass ich nicht die Frau treffe mit der ich den Rest meines Lebens teilen will, während ich auf Safari in Südafrika bin? Das eine passende Gegenstück. Die vollständige Ergängzung. Der Mensch, den man nicht vergraulen, bei dem man nichts falsch machen kann, der das liebt was man selbst an sich hasst. Der dort ausfüllt, wo es einem selbst fehlt. Der, der vervollständigt.
Und ich glaube, genau der Mensch, bei genau diesem einen Menschen weicht der Grundsatz des eigenen Glücks, des biologischen Egoismus' der vollständigen Hingabe. Das zu erfahren, so meine Vorstellung, stellt den einschneidenden Punkt im Leben dar. Wenn man diesen Menschen trifft, weiß man in welche Richtung es geht. Es? Alles. Auch was vorher ohne Richtung war, liegt offen vor. Auch wenn man immer davon ausging, man ist sich selbst der Näheste (=/= Nächste) dann wird man frei für eine Sicht, die Wichtiges zurücktreten lässt. Die Karriere ist nicht mehr zentrale Zukunft, sie ist vielmehr Rahmenbedingung für das Leben mit diesem Menschen. Die eigenen Talente sind nicht mehr Grundlage des eigenen Selbst. Diesen Platz nimmt ebenfalls er oder sie ein. Doch viel bedeutender als diese Banalitäten sind die abstrakteren Dinge.
Glück beispielsweise. Nicht das Eigene. Entgegen jeder Biologie, so meine Überzeugung, stellt sich beim Treffen mit dem einen Menschen die Überzeugung ein, dass man sein eigenes Glück nicht von der Erfüllung seiner Wünsche und Träume abhängig macht. Nicht davon, dass wenn man in 50 Jahren zurückblickt und denkt man hat keine Fehler gemacht. Das alles verliert an Bedeutung. Was zählt ist das abstrakte Glück dieser Person. Und das in allen Facetten. Im Extremfall bedeutet das, sich seines eigenes Glückes beschneiden um das, des Partners zu fördern. Und die Liebe ist immer ein Extremfall. Doch das zu tun, dazu sind viele Menschen die ich kennenlernte zu eitel und egoistisch. Sie verweilen lieber länger in der Beziehung, als einen Schlussstrich zu ziehen und dem Partner sein Glück wieder vollends zu Teil werden zu lassen. Doch diese eine - meine Überzeung - ist es, wenn dieser Mensch in unser Leben tritt, denken wir hier anders. Wir vergessen was wir gelernt haben, wir vergessen was wir wollen. Was zählt ist diesen Menschen lachen zu sehen - und wenn wir selbst dafür weinen müssen. Ich bin der festen Überzeugung.

Sonntag, 11. Oktober 2009

Ich denke Hass ist ein starkes Gefühl. Ein starkes und nicht zu unterschätzendes Gefühl. Wem es trifft kommt somit zugleich immer eine gewisse Ehre zuteil. Denn wer gehasst wird, für den wird empfunden und wenngleich es negativ behaftet ist, so sind dennoch Emotionen involviert. Ähnlich sieht es wohl auch der Verfasser dieses Zitats:

"Das größte Übel, das wir unseren Mitmenschen antun können, ist nicht, sie zu hassen, sondern ihnen gegenüber gleichgültig zu sein. Das ist absolute Unmenschlichkeit."

Nicht der letzte Satz, aber der Grundgedanke ist einer der Anstöße weshalb ich wenige Menschen auf der Welt hasse. In Zahlen wohl keinen. Niemand ist es derzeit wert gehasst zu werden. Menschen die ich für schlecht halte, also für wirklich ungut, hasse ich nicht, sie sind mir gleichgültig. Das erfordert weniger Aufwand und drückt mehr meine Antipathie mehr aus.
Zum Problem wird die Sache jedoch, wenn sich die Hass zunehmend gegen sich selbst richtet. Wenn man eine Abneigung gegen sich und sein Tun entwickelt. Eine Ablehnung gegen das eigene Verhalten - da ist der naheliegendste Gedanke es einfach zu ändern. Nur wenn es sich nicht ändern lässt, schürrt es den Hass. Unzufriedenheit stellt sich ein, Verwunderung um die eigene Unfähigkeit kommende Fehler zu sehen und zu vermeiden. Und das bringt mich auf meinen Ausgangspunkt. Hass ist die sanftere Form der Nichtachtung, da sie immernoch Gefühle beinhaltet. Kann der sich selbst entgegengebrachte Hass irgendwann in Nichtachtung umschlagen? Was passiert dann? Wie äußert es sich? Ist das der Moment in dem Leute von 14-stöckigen Gebäuden springen um sich davon besser Umstände zu erhoffen?
Ich schätze das ist nichts was man in irgendeiner Art selbst miterleben will. Oder ist einem das vielleicht schon egal..?

Freitag, 9. Oktober 2009

Ansprüche

Ich denke, Ansprüche zu stellen in egal welcher Hinsicht erfordern ein eigene Aktivwerden. Meist in korrespondierender Form. Wenn ich von jemandem verlange er soll mir dienlich werden, hab ich das Gleiche für ihn zu tun. Gebe ich jemand in einer Not 10€, kann ich gleiches auf der Gegenseite erwarten. Das sind einfache Beispiele. Nur was, wenn die Gegenleistung nicht mehr so einfach zu vergleichen ist?
Das erste Mal kam mir der Gedanke als ich überdachte, was ich von einem Mensch, den ich als Freund bezeichne, erwarte. Oder erwarten kann. Ich denke ich kann von ihm grenzenlos das erwarten was ich ihm gebe. Wenn ich - gedanklich nicht zwingend tatsächlich - Montags morgens bereit bin eine Klausur sausen zu lassen, 70km zu fahren und mich dort um jemand zu kümmern, weil es ihm echt beschissen geht, dann kann ich ebengleiches ohne wenn und aber von ihm fordern. Deshalb sollte man selbst vorsichtig sein, was man einfordert und sich stets fragen ob man gleiches bereit und fähig ist (zurückzu-)leisten.
Ferner bin ich mir nicht sicher ob folgenden Gedanken nur in meinem Kopf präsent sind oder ob sie dem menschlichen Hirn entspringen wie Hass, Eifersucht und Neid. Auf völlig natürlicher Weise also. Sicherlich gibt es keine geschriebene Rangliste in meinem Zimmer auf der ich Leute die ich kenne, bestimmte Nummern in Sinne von Freundeswertigkeiten zuordne. Aber ich denke jeder hat einen besten Freund/in. Das ist auch eine Art von wertender Betracht in Form eines Rangs. Dem Rankingplatz 1. Nur wer hat Platz 2-10 im Kopf? Sicherlich wird es da schon schwieriger, zwischen Platz 3 und 4 zu unterscheiden. Aber jemand den ich 2 mal regemäßig wöchentlich sehe steht nunmal über jemand mit dem ich mich garnicht verabrede und ihn eher sporadisch sehe, wenn ich ohnehin schon unterwegs bin. Was ich sagen will ist, wohl ist eine präzise Unterscheidung nicht möglich, meist auch nicht nötig, aber eine grobe Unterscheidung - plastisch 2-10 und 10-20 - doch schon eher. Oder irre ich? Bei mir jedenfalls schon. Und danach teile ich auch meine Ansprüche, weil damit meine Leistungen die ich bereit wäre zu erbringen, ein. Jemand der sich im hinteren Bereich der Liste befindet dem würde ich bei einem Anruf um 4 Uhr morgens nicht mehr als ein "Ok, Gut' Nacht" geben. Allerdings in der Top Five, wäre ich wohl angezogen bevor er oder sie danach fragen könnte. Im Feld dazwischen wäre es wohl letzlich Geschmackssache ob ich jetzt gerade lustig genug wäre mich ausm Bett zu quälen.
Ich weiß nicht ob all die Gedanken allzu weltfremd sind. Für mich sind sie Alltag, sie helfen mir, den Umgang in Ausnahmesituationen zu koordinieren, meine Ansprüche vor mir selbst zu rechtfertigen, das Miteinander einfach besser zu gestalten: Ein Platz 1-5 bekommt, wenn ich spät dran bin auch mal ne SMS "Sry bin später dran", wohingegen Platz 10-15 einen Händedruck mit den Worten "Können wir los?" bekommt.
Doch eben so wichtig wie die Tatsache, die Plätze im Groben unterscheiden zu können, halte ich die Tatsache sein Gegenüber gut genug zu kennen, als das man in etwa einschätzen kann, wo man selbst auf dessen Liste steht. Ich meine, meine Nummer 1 wird wohl korrespondierend auch seine sein. Großartig, Bro. Nur im Feld dahinter wird es doch problematisch, einen eigenen Upfielder unterzubringen, wenn man bemerkt, man schwimmt auf der anderen Seite nur im groben Mittelfeld mit. Was tun was tun? Naja selbst herabsetzen? Ich meine das klingt alles so pragmatisch und wenig emotional, aber ich denke, das ist es im Wesentlichen was dort passiert. Ich nehme keine Schilder von der Wand und tausche sie aus, aber doch bin ich mir schlagartig darüber bewusst, dass gewisse Ansprüche, gewisse Verhaltensweisen somit Geschichte sind. Oder es hätten niemals geben dürfen.