Wenn man Tage lang in seinem eigenem Kopf umherläuft, ist es schwer einen Anfang zu finden. Alles ist unlängst aufgewühlt. Jeder Gedanke unzählige Male, an jedem Anfang und jedem Ende, durchgespielt. Irgendwie ist alles nichts Neues mehr. Außer wenn man es zu Papier bringt. Deshalb liebe ich das Schreiben. Es hilft.
Es sind perfide Banalitäten, um mit Fremdwörtern um mich zu werfen, die den Anstoß für eine Reihe von Gedanken bilden, deren Ende so unglaublich garnicht zu dem Anfang passt, dass es an Ironie - ja eigentlich Sarkasmus, grenzt, mich hier sitzend und ferner schreibend zu befinden.
"Sie fragt ihn: Hast du alles? Er nimmt ihre Hand und sagt: Jetzt schon" es überkommt mich das Gefühl, dass ich dem, was ich dabei empfinde, nicht durch die kompliziertesten, ausgefallensten, ja durch keine Ausdrucksweise, durch Worte oder sonstige Linguistik gerecht werden kann. Es ist vielmehr, einer dieser unbeschreiblichen Momente, der - so las ich einst - einen guten Lyriker ausmacht. Dass er jene Momente zu Papier bringen kann. Doch, ob ich das nun bin, sei dahin gestellt, ich möchte es nicht. Ich möchte den Moment nicht seines Zaubers berauben. Er soll in voller Güte und vollstem Glanz, wenngleich nur in meinem Kopf dahinstehen und scheinen. Ein wenig Sonne in die sonst so dunkle Welt der Selbstreflexion werfen.
Dennoch bewirkte er, dass ich mich fragte, wozu tue ich das. Also das alles. Ich meine, einjeder Tag ist doch ein Schritt in einer Richtung, an einen Ort, an den man ankommen will. Der eine lebt von Wochenende zu Wochenende. Quält sich von Montag bis Freitag ab, damit er Freitags Abends in seinem wirklichen Leben ankommen kann. Geht arbeiten, um Geld zu verdienen, dass er dann wieder ausgibt, damit er sich gut fühlt. Kocht, isst, bleibt fit, damit ihm am Wochenende mehr Lebensfreude erwartet.
Doch mir ist das zu kurz. Das Leben der Freitag und Samstag Abende vergeht, wird vergehen - muss vergehen. Doch was steht dahinter. Karriere? Will ich Karriere machen, einen Haufen Geld anhäufen, mich deshalb an einem Samstag mittag und Sonntag abend in einer - wenn auch gut klimatisierten - Bibliothek herumdrücken, damit ich später Karriere mache, dicke Autos fahre, teure Kleidung über den sonst leeren Körper trage? Ich glaube nicht. Doch irgendwo, muss doch alles seine Rechtfertigung finden. Oder erliege ich hier einem Trugschluss? Hat es das nicht? Gibt es Tage, Monate, Jahre, ja sogar ganze Leben, die völlig nutzlos sind?
Den gedanklichen Weg abgegangen, führte er mich gleichsam eindeutig wie auch schnell in eine Richtung. Derjenigen welcher.
Und da traf mich die Erkenntnis wie ein Hammerschlag - gewissermaßen in den Unterleib. Dass, wovon ich mich distanzieren wollte, nachdem ich daran schon zahlreiche Male gescheitert war, das war also die Richtung, der Ort, wo ich mich heimisch fühle? Dort wo ich ankommen will?
Vielleicht erklärt es sich, wenn man sich den Tagesablauf vorstellt, der geprägt von Fragen ist "wofür das?". Zumal es schon beim Aufstehen beginnt: "Wozu aufstehen? Damit ich in die Uni kann und dort was lernen. Nur warum soll ich lernen? Damit ich später Karriere mache? Und wozu Karriere machen? Damit ich einsam an der Seite von 2 asiatischen Nutten im Alter von 97 Jahren irgendwo in der Südsee aus dem Leben scheide?"
Das befriedigt mich nicht. Also die Nutten wohl, aber die Vorstellung nicht. Dazu im Widerspruch sehe ich den rechten Weg tatsächlich nur an der Seite einer Partnerin. Bei nichts, trifft die Vorstellung "anzukommen" zu, auch hierbei nicht, doch liegt die Wahrscheinlichkeit hier am Höchsten. Dafür kann ich mich täglich morgens aus dem Bett feuern, lernen, heimkommen, essen, trinken, schlafen.. einfach leben.
Die Rückseite der Erkenntnis hingegen war das Eingeständnis kein solcher Egoist zu sein, wie ich es dachte zu sein. Es wirkt schlicht nicht erfüllend, mit einem reichen Wissenschatz am Ende meines Lebens auf ebengleiches zurückzublicken und mich daran zu erfreuen. Nein, die Ansicht dreht sich. Vielleicht ist das ein weiterer Schritt.. nur wohin..?
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